Ein Dokumentarfilm, der von Aufbrüchen und Ankünften auf dem Tempelhofer Feld und in den Hangars des still gelegten Berliner Flughafens erzählt. Und von dem Leben jener Berliner, die sich davonträumen und jener Flüchtlinge, die davon träumen, endlich anzukommen. Regie: Karim Aïnouz. Produzent: Felix von. Flüchtlingsdokumentation 'Zentralflughafen THF' gewinnt auf der Berlinale den Amnesty-International-Filmpreis. Der Film zeigt den Alltag im Lager. Nur ein Zaun trennt die Flüchtlinge in den Hangars von den Joggern auf dem Tempelhofer Feld – doch die Distanz ist enorm. Für seine Dokumentation hat Karim. Es gibt keine Regel, nach der Menschen heimisch werden. Manche werden es in Iglus, manche in stattlichen Villen und wieder andere unter freiem Himmel mit nichts als einem Zelt, das sie auf- und wieder abbauen. Und manche reden von Heimat wie von einem Traum, für den es im Alltag keine Entsprechung gibt. Dass man werden könnte, glaubt niemand. Was stellt die Abwesenheit dieses Gefühls auf Dauer mit Menschen an? Bei Ibrahim Al Hussain ist es eine gewisse Trägheit des Daseins, die sich seiner bemächtigt hat. Der 20-Jährige war 2016 mit über 2000 Flüchtlingen in Hangar 6 des Tempelhofer Flughafens gelandet, in einem Transitraum, einem nur dafür bestimmten Ort, dass man ankommt und weiterreist, ist aber dann geblieben in Berlins ehemaligem „Zentralflughafen“. Lange genug, dass er sich daran hätte gewöhnen können. Genügt es nicht, einen Ort lesen zu können, um ihm verbunden zu sein? Eigentlich sollte es ein Film über Tegel werden Wie liest man einen Ort der Superlative? Das fragte sich auch Karim Aïnouz, als er im November 2015 erstmals Berlins größtes Flüchtlingslager, größtes historisches Bauwerk, größten Flughafen betrat und auf Berlins größte innerstädtische Freifläche blickte. Der brasilianische Filmemacher war nach Tempelhof eigentlich nur in der Absicht gekommen, eine Dokumentation über die angekündigte Schließung Tegels zu drehen. Als Architekt interessierte ihn Tegels Funktionalität, aber da es um Berliner Luftfahrtgeschichte gehen musste, würde auch „die Mutter aller Flughäfen“ vorkommen müssen, wie Norman Foster Tempelhof einmal genannt hat. Filmemacher Karim Aïnouz in seinem Neuköllner Studio. Foto: Kai Müller Nun sah er Zelte und provisorische Zimmer in den riesigen Hangars aufgebaut, Menschen standen in den riesigen, kaum beheizten Hallen nach Essen und Papieren Schlange, „dass es einem das Herz brach“. Aïnouz verstand die Logik des Raumes nicht. Konnte er ihn lesen lernen? Nur wenige Journalisten durften in die Hangars Es wurde eine sehr lange, ermüdende Suche, die ihn, den Bildermacher, ein paarmal an den Rand der Aufgabe brachte wie Aïnouz ein paar Tage vor Berlinale-Beginn in seinem Neuköllner Studio berichtet. Der weißbärtige 51-Jährige hat seinen Schreibtisch im Souterrain des ehemaligen Bierlagers auf dem Kindl-Gelände stehen, zwischen verstaubten Regalen mit Töpfer-Waren, Pinseln und Farben, an der Wand hängen Drehpläne, das Licht fällt durch milchige Scheiben. 2015 lief Ainouz’ Spielfilm „Futuro Beach“ im Berlinale-Wettbewerb, davor hatte sein Transgender-Melodram „Madame Satã“ in Cannes für Aufsehen gesorgt. Er hat darüber hinaus an preisgekrönten Filmen als Drehbuchautor mitgewirkt. Aber das zählte alles nicht, als er ein halbes Jahr nach seinem ersten Besuch in THF, wie das Flüchtlingslager heißt, das erste Mal eine Kamera aufstellen durfte. Großer Zapfenstreich„Sie wollten mich dort nicht.“ Sofort beschwerte sich jemand bei dem Betreiber der Notunterkunft, und Aïnouz bekam Drehverbot. Das richtete sich nicht gegen ihn persönlich. Der Betreiber Tamaja war sehr auf die Wahrung der Privatsphäre der Bewohner bedacht. Nur wenige Journalisten erhielten je Zugang zu den Hallen und auch nur verbunden mit der Bitte, niemandem zu nahe zu treten. Karim Aïnouz musste einen weiteren Anlauf nehmen. Menschen wuseln herum wie Ameisen Mit dem Blick des Fremden wollte der Wahlberliner etwas festhalten, was den Berlinern womöglich zu gewöhnlich vorkam.
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April 2019
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